Radio 100.000, die freie Stimme der 100.000 StudentInnen
Radio 100.000 agierte und agitierte als Streikmedium im Berliner und deutschlandweiten Unistreik 1988-89. Manche Beiträge von Radio 100.000 entpuppen sich im Rückblick als ausdrucksvolle Charakterstudien der Studierendenschaft der 1980er Jahre. Sie zeigen die ungeheure Dynamik und Euphorie, die der Streik als kollektives Ereignis mobilisieren konnte. Dazwischen findet sich das eine oder andere Stück Spaß und Lust am Radiomachen. Die Sendungen dokumentieren dabei auch, wie ein paar Handvoll Laien mit Ernst für die Belange des Streiks und mit Spaß am Radio lernen, sich im Medium auszudrücken. Radio 100 bot dafür die ideale Plattform, denn hier durfte man Fehler machen, fluchen und blanke Meinung senden, das kennzeichnete sich schon von selbst.
Radio 100.000 war als Magazinsendung aufgebaut, dessen Kerngeschäft es war, täglich aktuelle Meldungen und Termine zu bringen. Die folgenden Zusammenschnitte aus Sendungen von 15.12.1988 bis Januar 1989 transportieren den Geist des Streiks und studentischen Radios jener Zeit.
Aus- und Zusammenschnitte aus dem Programm von Radio 100.000
Hello + Goodbye (4:39)
Meldungen (4:30)
Termine (2:14)
Neben dem Meldungswesen spielten die Forderungskataloge der Streikenden eine große Rolle. Ferner wurden Berichte, Umfragen und Interviews gesendet.
Forderungen der HdK und Einzelner (5:12)
Umfragen unter Passanten und Studierenden, während und nach dem Streik (10:46)
Bericht von der Umbenennung des Otto-Suhr-Instituts (OSI) in Ingrid-Strobel-Institut (ISI) (1:24)
Beitrag zur Stimmung an der TFH (1:35)
Interview mit Uwe Wesel über die sog. Notgemeinschaft der FU(4:32)
Bericht von der Ernennung von Christian Specht zum neuen FU-Präsident(1:15)
Beitrag zur Gründung der AG Homosexualität und Universität(4:42)
Bericht von einem Taxikorso mit viel Berliner Schnauze (1:19)
Beitrag zum umstrittenen Konzert der Testbildtesters und Gegendarstellung der Band (7:41)
Spaß spielte eine riesengroße Rolle im Streik. Eine ganze Reihe von Songs, Gedichten & anderem nettem Quatsch wurden für und bei Radio 100.000 produziert.
Streiksong ‘Wir wollen bestimmen’, Studierende des Lateinamerika Instituts der FU, Dez. 1988 (2:16)
Moritat auf Wissenschaftssenator Georg Turner, Studierende der HdK, 27.12.1988 (4:52)
Sprach-Geräusch-Collage zum Streikgefühl , 1989 (6:20)
‚Suse‘, Gedicht zur Studiensituation, 30.12.1988 (1:45)
Brief zur Situation in der FU-Rostlaube, 28.12.1988 (1:04)
Pfarrer Swirdalsgott in der Rubrik ‚Berliner Quatsch‘, Dez. 1988 (1:31)
Wahlwerbespot ‚Lola & Eberhard‘ der CTU, 1989 (0:34)
Trailer zum Volksfreitag, 1989 (1:28)
‚Dann ist Weihnachtszeit‘, Josef, 23.12.1988 (1:10)
Der Weihnachtsmann, 23.12.1988 (0:37)
Komplette Sendung mit der Band Baltrum, Ausschnitt mit Streikreferenzen, 1989 (3:13)
Nach Ende des Streiks stellt Radio 100.000 von der täglichen Viertelstunde auf monatliche Stundensendungen um, die meistens einen durchgehenden Schwerpunkt verfolgten. Nach der Schließung von Radio 100 wurde beim Offenen Kanal Berlin unter verschiedenen Namen weitergesendet, u.a. Heidis Kabel, Die Jays, Datschenapache und RX5.
Zusammenschnitt aus einer Sendung zu Burschenschaften, 08.05.1990 (2:49)
Jingles von Nachfolgesendungen, ab 1990 (2:19)
Ausschnitt aus der Live-Collage-Sendung ‚Die Jays‘, 1991 (9:45)